Wissenschaft und Forschung

Die Alexandertechnik hilft seit mehr als hundert Jahren vielen Menschen bei gesundheitlichen Problemen und ist wahrscheinlich eine der wenigen Methoden, die nachhaltig die Gesundheit erhalten kann

Es gab schon immer namhafte Fürsprecher aus der Medizin, darunter Nobelpreisträger Nikolaas Tinbergen (Nobelpreis für Medizin, gilt als Mitbegründer der Verhaltensforschung).

Nikolaas Tinbergen sprach in seiner Dankesrede zum Nobelpreis 1973 über die Alexandertechnik und seine eigenen Erfahrungen damit: "Wir stellen mit wachsendem Erstaunen äußerst überzeugende Verbesserungen in verschiedensten Bereichen fest, nämlich bei Bluthochdruck, Atmung, Schlaftiefe, allgemeiner Stimmungsverbesserung, geistiger Wachsamkeit, Widerstandskraft gegen äußere Belastungen und selbst bei einer so verfeinerten Fähigkeit wie der, ein Saiteninstrument zu spielen." 1)

Dr. Wilfred Barlow untersuchte in den 50er Jahren Effekte der Alexandertechnik auf die Gesundheit. Die Ergebnisse veröffentlichte er 1973 in "The Alexander Principle". 2) Darin beschreibt er auch die positive Auswirkung der Alexandertechnik bei Krankheitsbildern wie z.B. Spondylose, Arthritis, Atemproblemen, Rückenbeschwerden u.a.

Sehr systematisch untersuchte Prof. Franc Pierce Jones (mit Unterstützung des U.S. Health Service und der Carnegie Foundation am Institut für experimentelle Psychologie der Tufts University) in den 70er Jahren die Auswirkungen der Alexandertechnik auf die Ökonomie menschlicher Bewegungen. Er benutzte für damalige Verhältnisse sehr fortgeschrittene Untersuchungsmethoden und konnte so zeigen, dass die Alexandertechnik schädliche Bewegungsmuster durch gesundheitserhaltende Bewegungen ersetzen kann. "Es gibt keine andere Methode, die dasselbe Ergebnis erreichen würde." 3)


Untersuchungen zur Wirkung der Alexandertechnik bei speziellen Krankheitsbildern

Rückenschmerzen

In einer Studie 4) teilten die Forscher 579 Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Rückenschmerzen in verschiedene Gruppen ein. Die Kontrollgruppe erhielt die in England übliche Behandlung bei Rückenschmerzen, die aus Schmerzmedikamenten und Schmerzspritzen besteht. Eine weitere Gruppe wurde mit sechs Einheiten therapeutischer Massagen behandelt, die dritte Gruppe erhielt sechs Unterrichtseinheiten in der Alexandertechnik und die letzte Gruppe erhielt 24 Unterrichtseinheiten. Außerdem sollte jeweils die Hälfte der Teilnehmer in allen Gruppen ein Trainingsprogramm absolvieren - entweder in Form von 30-minütigem strammem Gehen fünfmal die Woche oder einer gleichwertigen Aktivität. Die Probanden wurden zudem zu einem rückengesunden Verhalten beraten.
Die Auswertung der Studie zeigte, dass das sportliche Trainingsprogramm - sofern auch durchgeführt - die Beschwerden der Teilnehmer kaum beeinflusste, die Alexandertechnik dafür umso mehr. Die Probanden der Kontrollgruppe litten ein Jahr nach der Studie an 21 von 28 Tagen an Rückenschmerzen. Diejenigen Teilnehmer, die 24 Unterrichtseinheiten in der Alexandertechnik erhalten hatten, waren nur noch an drei von 28 Tagen von Rückenschmerzen betroffen. Die Gruppe, die sechs Unterrichtseinheiten erhalten hatte, war immerhin nur noch an elf von 28 Tagen durch Rückenschmerzen beeinträchtigt. Die Gruppe, die Massage erhalten hatte, litt an 14 von 28 Tagen an Rückenschmerzen.
Die Alexandertechnik hat laut den Wissenschaftlern den Vorteil, dass Betroffene diese im Unterschied zur verschriebenen Massage selbstständig anwenden können. 5)
 
Stottern

Gerlinde Lamprecht fasst 1999 in ihrer Doktorarbeit die Ergebnisse über Alexandertechnik und Stottern folgendermaßen zusammen: "In den dargestellten Bereichen von Selbstwahrnehmung, Tonusregulation, Körpergebrauch, Atmung und Persönlichkeitsentwicklung wird deutlich, dass die Alexandertechnik die jeweils gestellten Anforderungen in einem hohen Maße erfüllt. (...) Vielmehr sind in ihrer Vorgehensweise die Anforderungen an eine ganzheitliche Basisarbeit für die Stimm- und Sprechtherapie vereint." 5) Dorothea Schulte konnte in einer psychologischen Explorationsstudie 2003 zeigen, dass bei den von ihr untersuchten stotternden Personen nach dreißig Einzelstunden Alexandertechnik die Stotterraten deutlich sanken (von 2,5 % bis 4,6% auf 0,3% bis 0,7%). 6)


Parkinsonsche Krankheit

C. Stallibrass konnte 1997 in einer Explorationsstudie positive Auswirkungen auf Patienten mit Parkinsonscher Krankheit feststellen: "Die Alexandertechnik verringert Depressionen und verbessert den Umgang mit Einschränkungen." 7) Die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung kommt 2004 in ihrer Evaluation der subjektiven Wirksamkeit der Alexandertechnik zu folgendem Ergebnis: "In der vorliegenden Effekt Evaluation zur Alexandertechnik zeigen sich substantielle Veränderungen hin zu einer verbesserten gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die die SchülerInnen im Verlauf von durchschnittlich 20 Unterrichtsstunden erfahren. Diese Entwicklung berührt sowohl die körperlichen als auch die psychischen Dimensionen der subjektiven Gesundheitseinschätzungen der Befragten." 8)

 

Erklärungen

  1. Nikolaas Tinbergen Nobel Lecture, December 12, 1973, Ethology and Stress Diseases, in : Nobel Lectures, Physiology or Medicine 1971.1980, Editor Jan Lindsten, World Scientific Publishing Co., Singapore, 1992, S.123.
  2. Wilfred Barlow: Die Alexandertechnik: Gesundheit und Lebensqualität durch richtigen Gebrauch des Körpers, München Kösel, 1983, passim.
  3. Frank Pierce Jones: Freedom to Change, Teh Development and Science oft he Alexander Technique, Mouritz 2003. 1976 erstmals erschienen unter dem Titel "Body Awareness in Action".
  4. Little, P. et al.: Randomised controlled trial of Alexander technique lessons, exercise, and massage (ATEAM) for chronic and recurrent back pain. British Medical Journal, Online-Publikation (19.08.2008)  © goFeminin.de GmbH
  5. Gerlinde Lamprecht: Die F.M. Alexandertechnik, eine ganzheitliche Methode zur Wiedererlangung der natürlichen Körperkoordination und ihre Bedeutung für die sprachtherapeutische Praxis, Peter Lang Verlag, Frankfurt 1999
  6. Dorothea Schulte: Die F.M. Alexandertechnik als Ansatz in der Stottertherapie, in Forum Logopädie Heft 5 (17) September 2003, S.11
  7. Chloe Stallibrass: An evaluation of the Alexander Technique fort he management of disability in Parkinsons´s disease a preliminary study, in Clinical Rehabilitaion 1997, 11 p.8.
  8. Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung, Evaluation der subjektiven Wirksamkeit der Alexandertechnik, 2004. (http://www.hage.de/Hintergrund/2004/4-alexander.htm)

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